Struktur und Konzept

Ehrenamtliche Struktur

Das Jugendhaus Leutkirch war früher ein von Jugendlichen völlig selbstverwaltendes Haus.

Über die Jahre hinweg wurden dann pädagogische Mitarbeiter an deren Seite gestellt. Die große Eigenverantwortung und starke ehrenamtliche Mitarbeit der Jugendlichen blieb aber bestehen. Aus dem Besucherkreis des Hauses kommen diejenigen Jugendlichen, die sich in der ehrenamtlichen Mitarbeit besonders engagieren. Aus diesem Kreis wiederum finden sich "besonders aktive'" Jugendliche, die sich noch mehr für das Haus einsetzen und das höchste, beschlussfähige Organ bilden: Der Aktivenrat.

Hauptamtliche Mitarbeiter

Die hauptamtlichen Mitarbeiter sind für die Gesamtleitung und Organisation des Jugendhauses Leutkirch verantwortlich. Sie bieten Beratung und Unterstützung für alle Jugendlichen an und orientieren sich dabei an der Lebenswelt und den Bedürfnissen der jungen Menschen in Leutkirch. Die ehrenamtlich engagierten Jugendlichen werden von den hauptamtlichen Mitarbeitern im Jugendhaus begleitet und angeleitet.

Gemeinsam aktiv - Der Aktiven-Rat und die hauptamtlichen Mitarbeiter

Der Aktiven-Rat ist die größtmögliche Mitbestimmungsform für Jugendliche im Jugendhaus Leutkirch und ein ehrenamtliches Gremium, welches sich aus maximal 10 aktiven Mitgliedern zusammensetzt. Die hauptamtlichen Mitarbeiter und der Aktiven-Rat bilden einen Arbeitskreis, in diesem der Aktiven-Rat bestimmte Aufgaben und Pflichten zu erfüllen hat und eine entlastende und unterstützende Funktion der hauptamtlichen Mitarbeiter des Jugendhauses darstellt.

Die Konzeption des Leutkircher Jugendhauses

1. Das Leitbild

Das Jugendhaus Leutkirch ist eine Einrichtung der offenen Jugendarbeit der Stadt Leutkirch, die an den Interessen junger Menschen anknüpfen und sie zur Mitbestimmung und Mitverantwortung motivieren soll. Ehrenamtliches Engagement unter dem Leitsatz: „Das Jugendhaus ist das, was die Jugendlichen daraus machen“, ist daher der Kern dieser Arbeit. Die von Jugendlichen mitbestimmten und mitgestalteten Strukturen des Jugendhauses stellen dabei ein Lernfeld für demokratisches Bewusstsein, freiheitliches Handeln und gestalterische Freiheit dar. Demzufolge ist auch das ehrenamtliche Engagement der Jugendlichen notwendig, um die Bandbreite des umfangreichen Angebots des Jugendhauses aufrecht zu erhalten.

Darüber hinaus nimmt das Jugendhaus Leutkirch eine neutrale Stellung hinsichtlich politischen und religiösen Einstellungen ein. Wobei einer Auseinandersetzung mit politischen und religiösen Fragen grundsätzlich Platz eingeräumt wird, um so den Jugendlichen Demokratieverständnis und Offenheit gegenüber Anderen und Anderem zu vermitteln. Grundsätzlich ausgeschlossen sind aber einseitige parteipolitische, religiöse und kommerzielle Veranstaltungen, sowie Veranstaltungen, Angebote und Projekte, die nicht im Einklang stehen mit den demokratischen und ethischen Werten der deutschen Verfassung oder wenn diese das Jugendwohl gefährden sollten.

Jugendhaus LogoDas Jugendhaus ist für alle Menschen und Gruppierungen frei zugänglich, d.h. dass Jugendliche mit verschiedenen Interessen und unterschiedlicher Herkunft im Jugendhaus herzlich willkommen sind. Die damit verbundenen Bedürfnisse der jungen Menschen werden hierbei berücksichtigt und es wird diesen kultursensibel und integrativ begegnet in Form einer gelebten Willkommenskultur.


2. Das Drei-Säulen-Modell des Jugendhauses

Das Jugendhaus Leutkirch steht bildlich gesprochen auf drei Säulen:

Das drei Säulen Modells des Jugendhauses


2.1 Der Aktiven-Rat

Der Aktiven-Rat ist die größtmögliche Mitbestimmungsform für Jugendliche im Jugendhaus Leutkirch und ein ehrenamtliches Gremium, welches sich aus maximal 10 aktiven Mitgliedern zusammensetzt. Vor der Aufnahme in dieses verantwortliche Gremium sollen die interessierten Jugendlichen allerdings in unterschiedlichen Bereichen des Jugendhauses mitgearbeitet haben. In dieser Zeit können junge Menschen die Mitarbeit erproben und das Vertrauen der hauptamtlichen Jugendhausmitarbeiter erwerben. Der Aktiven-Rat ist das Vertretungs-Gremium im Sinne der Partizipation Jugendlicher im Jugendhaus Leutkirch. Die hauptamtlichen Mitarbeiter und der Aktiven-Rat bilden einen Arbeitskreis, in diesem der Aktiven-Rat bestimmte Aufgaben und Pflichten zu erfüllen hat und eine entlastende und unterstützende Funktion der hauptamtlichen Mitarbeiter des Jugendhauses darstellt. In diesem Arbeitskreis werden unterschiedliche Programmangebote entwickelt, organisiert und auch durchgeführt. Schließdienst und die damit einhergehende Aufsichtspflicht und Ausübung des Hausrechts, kann auf ehrenamtliche Mitarbeiter des „Aktiven-Rats“ übertragen werden.


2.2 Das Hauptamt

Das Jugendhaus wird von hauptamtlichen Mitarbeitern geleitet, die im Jugendhaus einen pädagogischen Auftrag erfüllen, das Hausrecht ausüben und ihren Anordnungen Folge zu leisten ist. Sie bilden für die Leutkircher Jugendlichen und somit der Zielgruppe der Jugendhausarbeit das „personale Angebot“ und haben damit für die Jugendlichen eine Vorbildfunktion und einen erzieherischen Auftrag zu verwirklichen.


2.2.1 Aufgaben der hauptamtlichen Mitarbeiter

  • Gesamtleitung des Jugendhauses betreffend Pädagogik und Verwaltung
  • Anleitung, Betreuung und Beratung des ehrenamtlichen Gremiums „Aktiven-Rat“, sowie des/der  PraktikantInnen und des Bundesfreiwilligendienstlers zur ordentlichen Durchführung der offenen Jugendarbeit
  • Vorbereitung und Durchführung von Angeboten und Projekten für Jugendliche in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Leitungsteams und Arbeitsgruppen, sowie in Kooperation mit verschiedenen Anbietern jugendkultureller Veranstaltungen
  • Beratungstätigkeit für Jugendliche (und Eltern)
  • Einzelfallhilfe und Krisenintervention
  • Beratung und Unterstützung von Jugendinitiativen und Anbietern von Jugendangeboten
  • Organisation und Entwicklung von Angeboten, Projekten und Veranstaltungen im Freizeitbereich und zu jugendrelevanten Themen
  • Schaffung von Gemeinschaftserlebnissen, die das Sozialverhalten fördert
  • Kooperation und Kontaktpflege zu örtlichen und überörtlichen Gremien, zu Bürgern, Schulen, Verwaltung, Eltern und weiteren Personen, die zu einer gelingenden Jugendhaus-Arbeit beitragen. Aber auch zu Anbietern von Jugendangeboten und zu unterschiedlichen Jugendszenen und Jugendgruppierungen
  • Koordination von Jugendangeboten
  • Das hauptamtliche MitarbeiterInnen üben das Hausrecht aus
  • Vorbildfunktion in unterschiedlichen Angelegenheiten um entsprechende gesellschaftliche Normen zu vermitteln
  • Eine sinnvoll angewandte pädagogische Balance von Distanz und Nähe gegenüber dem Klientel im Jugendhaus um eine professionelle Beziehungsgestaltung zu erzielen und zu erhalten


2.3        Öffentliche Sitzung

Das Mitbestimmungsforum für alle ehrenamtlich engagierten oder am Jugendhausgeschehen interessierten Jugendlichen ist die öffentliche Sitzung. In dieser wöchentlich stattfindenden Sitzung wird der offene Betrieb organisiert, Probleme und Fragen diskutiert und Entscheidungen bezüglich dem Jugendhaus getroffen.

Die Mitglieder des Aktiven-Rats haben bei der öffentlichen Sitzung Anwesenheitspflicht. Kann ein Mitglied aus einem wichtigen und nachvollziehbaren Grund nicht an der „Öffentlichen Sitzung“ teilnehmen, hat er die Pflicht sich beim Hauptamt des Jugendhauses abzumelden.


3. Die Zielsetzung

Das Jugendhaus Leutkirch möchte die Jugendkultur in Verbindung mit einer intensiven Freizeitgestaltung hier in Leutkirch festigen und beleben. Ein präventiver und entwicklungsfördernder Ansatz, Hilfe zur Selbsthilfe und die Unterstützung, dass Jugendliche ihr persönliches Leben wieder selbst meistern können, ist dabei Voraussetzung für die Jugendhaus-Arbeit. Dabei steht im Mittelpunkt der junge Mensch mit seiner individuellen Lebenslage, seinen Wünschen und Anliegen und seiner Eingebundenheit in die gesellschaftliche Struktur. Ein Hauptziel der Jugendhaus-Mitarbeiter ist daher die Beschäftigung mit den jungen Menschen bei der Identitätssuche und damit einhergehend die Unterstützung bei der Identitätsfindung. Hierfür betreibt das Jugendhaus Leutkirch eine umfangreiche bedürfnis- und problemorientierte Freizeitpädagogik, die mit niederschwelligen Angeboten einhergeht. Somit deckt die Arbeit im Jugendhaus einen Teil des jugendbetreuerischen und kulturellen Angebots für Jugendliche in Leutkirch ab und stellt eine sinnvolle und entwicklungsförderliche Alternative zu bisherigen Freizeitaktivitäten dar.

Der Zukunftswissenschaftler und Berater für Politik und Wirtschaft Horst W. Opaschowski spricht von unterschiedlichen individuellen, gesellschaftlichen und emanzipatorischen Zielfunktionen für die Freizeitbedürfnisse junger Menschen:

  • Rekreation: Erholung, Entspannung (Ausruhen, nichts tun)
  • Kompensation: Ablenkung, Zerstreuung, Ausgleich von Mangelsituationen (Unterhaltung, Vergnügen)
  • Edukation: soziales Lernen und Weiterbildung
  • Kontemplation: Selbstbesinnung und Selbstfindung (Lebenssinn)
  • Kommunikation: Gespräche, Begegnung, Partnerschaft
  • Partizipation: Beteiligung, Mitbestimmung, Engagement, Gemeinschaftsbewusstsein, Sozialverhalten
  • Integration: Sozialorientierung, Gruppen- und Gesellschaftsverhalten
  • Enkulturation: Kreativität, kulturelle Selbsterfahrung, Jugendkultur

Die Mitarbeiter des Jugendhauses in Leutkirch sind oftmals die ersten Ansprechpartner und sollten deshalb Problematiken der jungen Menschen aufgreifen, auffangen und gemeinsam aufarbeiten. Wo dies zu fachliche Schwierigkeiten führt oder auch den Zeitrahmen überschreitet, geht es darum, den Jugendlichen die Angst zu nehmen und eine eventuelle Weitervermittlung bzw. Begleitung an eine individuelle, zweckmäßige Stelle. Im Mittelpunkt steht deshalb immer eine geeignete, maßgeschneiderte und förderliche Hilfe bzw. Maßnahme anzuregen oder zu veranlassen.


4. Die Zielgruppe

Das Angebot vom Jugendhaus Leutkirch richtet sich überwiegend an Leutkircher Kinder und Jugendliche im Alter von 12-27 Jahren. Dadurch wird eine Vielfalt an Meinungen im Jugendhaus und nach außen gewährleistet. Konzeptionell wird der Fokus aber beim Gremium Aktiven-Rat auf das Einstiegsalter zwischen 14-20 Jahren gelegt. Denn um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen der heutigen Jugend gerecht zu werden, ist die Unterstützung des ehrenamtlichen und beschlussfassenden Gremiums „Aktiven-Rat“, welcher maßgeblich an der Entwicklung des Jugendhauses beteiligt ist, sehr wichtig. Dieser spricht zusätzlich weitere Jugendgruppen an und repräsentiert und vertritt das Jugendhaus positiv nach außen. Somit ist die Zusammenarbeit zwischen den hauptamtlichen Mitarbeitern im Jugendhaus und dem Aktiven-Rat und eine dementsprechende Aufrechterhaltung dieses Gremiums von enormer Wichtigkeit.

In der Jugendzeit sind unterschiedliche „schwierige“ Aufgaben von Jugendlichen zu bewältigen, hauptsächlich aber, die eigene Identität und den Platz im Leben und in der Gesellschaft zu finden. Nicht einfach in einer Welt der Globalisierung, in der es einen unbegrenzten Informationsfluss und scheinbar grenzenlose Möglichkeiten gibt. Jugendliche stehen heutzutage diesbezüglich sehr stark unter Druck, wissen oft aber nicht, was sie persönlich erreichen wollen und wo sie stehen. Durch diese Zwänge, und der zusätzliche Leistungsdruck, gerät ein junger Mensch relativ schnell zu einem gleichgültigen Verhalten und verliert oft die Orientierung für sein persönliches Leben, was zunehmend dazu führt, dass der soziale Aspekt auf der Strecke bleibt oder zumindest schwindet. Gerät dann noch das familiäre Sozialgefüge aus den Fugen, wird Orientierung und Sicherheit im Kreis der Gleichaltrigen existentiell bedeutsam. Diese Zeit, beziehungsweise ihre Freizeit, findet dann hauptsächlich in unterschiedlichen Jugendszenen, verschiedenen Gruppierungen und abwechselnden Interessensrichtungen statt und wird dementsprechend im Freundeskreis oder den sozialen Medien ausgelebt.

Auch beginnt heutzutage eine frühzeitige Ablösung vom Elternhaus, da junge Menschen einfach viel früher unabhängig und frei sein möchten. Trotzdem kommt neben der Bedeutung, der schulischen und beruflichen Laufbahn, der Wunsch und das Interesse auf, dass Freizeit sinnvoll gestaltet wird und infolgedessen natürlich auf die Bedürfnisse und Interessen der jungen Menschen reagiert und eingegangen werden muss.


5.  Die Rahmenbedingungen

5.1        Trägerschaft

Träger der Einrichtung „Jugendhaus Leutkirch“ ist die Stadt Leutkirch. Leutkirch im Allgäu ist eine ehemalige Reichsstadt mit rund 25.000 Einwohnern im Landkreis Ravensburg im Südosten von Baden-Württemberg. Im Westallgäu zwischen Memmingen und Wangen an der A 96 gelegen, bildet die Stadt ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden.


5.2        Lage & Räume

Das Jugendhaus Leutkirch liegt im Stadtzentrum. Bahnhof, Bushaltestellen, Einkaufmöglichkeiten und Schulgebäude liegen in unmittelbarer Nähe. Bauliche und sicherheitstechnische Anforderungen, sowie notwendige Ausstattung und erforderliche Ausrüstung für einen sicheren, reibungslosen und entsprechenden Jugendhaus-Betrieb unterliegen der Stadt Leutkirch. Das Jugendhaus-Gebäude, technische Installationen, Inventar und Geräte müssen den sicherheitstechnischen Vorschriften entsprechen und regelmäßig von geschulten Fachleuten überprüft werden und die hauptamtlichen Mitarbeiter im Jugendhaus über den aktuellen Stand informieren.

Durch die Verwendung von Bildern und Materialien wird eine angenehme und jugendgemäße Atmosphäre geschaffen. Jugendliche sollen bei der Gestaltung des Jugendhauses mitwirken um eine starke Identifizierung mit dem Haus zu schaffen.

Anwohner sind aufgrund der Lage entsprechend distanziert und somit vor Lärm geschützt, sodass unnötige Konflikte mit Nachbarn vermieden werden.

Der direkte Zugang zum Konzertraum erleichtert den jungen Menschen den Besuch der unterschiedlichen Veranstaltungen, wie auch der Zugang zum Obergeschoss, bei diesem das Schüler-Cafe, Tischfußball, Billard und Dart angeboten werden.

Die Reinigung der Jugendhaus-Räume muss zwangsläufig durch den regen Besuch der jungen Menschen mindestens zwei Mal in der Woche durch eine Reinigungsfachkraft erfolgen.

Jugendhaus Leutkirch - Außenansicht

Das Jugendhaus Leutkirch teilt sich in zwei Ebenen auf :

Erdgeschoss :

Konzertsaal, Terrasse, Bühne, PA-Raum, Theken-Bereich, Proberaum, Getränkeraum, DJ-Raum, Personal- und Gäste-WC

Obergeschoss :

Cafeteria, Küche, Balkon, Kicker-Raum, Billard-Raum, Werkstatt, Medien-Raum und Büro für die hauptamtlichen Mitarbeiter


5.3        Personal

Die pädagogische Betreuung und Leitung des Jugendhauses erfolgt durch den hierfür vom Träger eingestellten Jugendhausleiter (Diplom-Sozialpädagoge) bei einem Arbeitsumfang von einer 100%-Stelle. Eine weitere pädagogische Fachkraft mit einer 50%-Stelle ist die stellvertretende Jugendhausleitung (Jugend- und Heimerzieherin). Des Weiteren ist eine Stelle für eine Vorpraktikantin / einen Vorpraktikanten und zusätzlich eine Bundesfreiwilligenstelle für den technischen, hausmeisterlichen Bereich. Diese Person soll, laut der Dienststelle, auch in soziale Projekte, Veranstaltungen und Angebote eingebunden werden.


5.3.1    PraktikantIn

Bei dieser Stelle handelt es sich um ein Vorpraktikum, das vor Beginn der Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher benötigt wird. Ihr/ihm wird in gegenseitiger Absprache ein speziell abgegrenztes Aufgabenfeld übertragen. Anleitungsgespräche erfolgen regelmäßig oder nach Absprache.


5.3.2    Bundesfreiwilligendienst

Die Auswahl des Bundesfreiwilligendienstlers erfolgt durch die Jugendhausleitung in Rücksprache mit der Stadtverwaltung. Dem Bundesfreiwilligen werden speziell abgegrenzte Aufgabenfelder im hausmeisterlichen Bereich, der dienstleistenden Organisation und Programmdurchführung übertragen.


5.4        Gesellschaftliche Rahmenbedingungen

Die Jugend bzw. die Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsensein, ist derzeit sehr stark charakterisiert durch folgende Gegebenheiten:

  • Die Lebensphase „Jugend“ startet erfahrungsgemäß heutzutage altersgemäß früher und ist geprägt durch Mobilität und Unabhängigkeit
  • Eine überhöhte Nutzung der sozialen Medien und damit einhergehend eine deutlichere Transparenz in der Kommunikation
  • Eine Vielzahl an Freizeitangeboten, Vereinen und Aktivitäten
  • Unterschiedliche Peergroups in Bezug auf Musik, Kleidung und Einstellung
  • Eine individuelle Auswahl an unterschiedlichen Treffpunkten vor Ort
  • Eine verbesserte gesellschaftliche und familiäre Akzeptanz
  • Eine Erweiterung von altersbezogenen Freiheiten
  • Eine persönliche Ausrichtung nach emotionaler Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit außerhalb der Familie
  • Die persönliche Freizeit wird als „Chill-Zeit“ verstanden in dem Spaß und Freude im Vordergrund stehen. Auch wird Freizeit mit Lebensqualität gleichgestellt, der mit einem überhöhten Konsum jeglicher Art von Jugendlichen erreicht werden möchte.

Durch diese genannten Punkte resultieren neue Anforderungen und Herausforderungen an die Freizeitpädagogik, diese im ständigen und schnelllebigen Wandel mitsamt ihren Angeboten berücksichtigt und angepasst werden muss.


6.  Die Umsetzung

Die Jugendhausarbeit orientiert sich sehr stark an den Problemen und Bedürfnissen der Jugendlichen und unterstützt umfangreich die Selbst- und Mitbestimmung im Rahmen des gesamtgesellschaftlichen Prozesses und der Eingliederung in vorherrschenden Strukturen. Der junge Mensch wird diesbezüglich zum individuellen Subjekt mit ganz persönlichen Interessen, diesen nachgegangen und unterstützt werden muss. Die Art der Jugendarbeit als Sozialisationsinstanz hat somit auch zusätzlich eine verbessernde Funktion hinsichtlich anderer Instanzen wie z.B. Familie, Schule und Beruf, orientiert sich aber hauptsächlich auf der Ebene der Freizeitpädagogik.


6.1        Arbeitsfeld & Aufgaben

6.1.1    Offene Jugendarbeit

Die Arbeit im Jugendhaus Leutkirch wird als offene Jugendarbeit definiert. Dies bedeutet, dass die Jugendarbeit offen für alle Jugendliche, Gruppen und Gruppierungen ist, wenn bestimmte ethnische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen nicht überschreiten werden. Den jungen Menschen wird durch die pädagogische Arbeit im Jugendhaus einen Zugang zu Angeboten ermöglicht, die unabhängig von der Zugehörigkeit einer sozialen Schicht, religiöser Gesinnung, politischer Überzeugung oder Geschlecht einhergeht und offen ist für Bedürfnisse, Probleme und Wünsche dieser jungen Menschen. Somit stellt das Jugendhaus eine niederschwellige Anlaufstelle und einen Jugendtreffpunkt im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen laut §11 des 8. Sozialgesetzbuches dar, jedoch ohne Verpflichtungscharakter im Sinne einer Verbindlichkeit zur Teilnahme an den Angeboten, Veranstaltungen und Projekten.

Die Jugendarbeit im Jugendhaus und somit auch die Angebote des Jugendhauses orientieren sich am §11 Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz

§11 Jugendarbeit

(1)   Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.


6.1.2    Vernetzung, Koordination und Kooperation

Das Jugendhaus Leutkirch ist keine isolierte Einrichtung, sondern eine öffentliche Einrichtung der Stadt Leutkirch und somit eingebunden in ein gesellschaftliches Gefüge mitsamt den unterschiedlichen Netzwerken. Die Umsetzung der Ziele kann daher auch nur in diesem Rahmen erfolgen und erreicht werden. Hierdurch wird deutlich, dass der Vernetzung aller am gesamtgesellschaftlichen Prozess beteiligten Personen eine enorme Wichtigkeit zuteilwird. Vernetzung bedeutet für die Jugendhaus-Arbeit Koordination bei Angeboten, Kooperation im Sinne des Gemeinwohls und Bündelung wichtiger Information. Somit ist die Vernetzung die Arbeitsgrundlage für eine erfolgsorientierte soziale Arbeit im Jugendhaus. Dies beinhaltet auch eine grundsätzliche Öffnung des Jugendhauses für unterschiedliche Anbieter von jugendkulturellen Angeboten und Veranstaltungen. Heutzutage, in einer Zeit der Neuorientierung der Bildungslandschaft bis hin zu Ganztagsschulbetrieb und Ganztagesbetreuung ist eine Vernetzung und Kooperation mit der ansässigen Schulsozialarbeit in Leutkirch unerlässlich.


6.1.3    Partizipation & Integration

Jugendliche sollen motiviert und unterstützt werden, ihre persönlichen Bedürfnisse, Vorstellungen und Sichtweisen zu artikulieren und hierfür an geeigneten Stellen im Jugendhaus Gehör finden. Andererseits sollen sie aber auch bestärkt werden, selbst Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen und Toleranz gegenüber Anderem zu entwickeln. Die integrative Aufgabe des Jugendhauses in Leutkirch besteht in der Begleitung und Unterstützung junger Menschen bei Heranwachsen und bei der Orientierung in die gesellschaftliche und kulturelle Struktur.


6.1.4    Öffentlichkeitsarbeit

Das Jugendhaus Leutkirch hat als öffentliche Einrichtung die Pflicht zur Transparenz gegenüber der Stadtverwaltung und somit auch gegenüber der Leutkircher Bürger und Bürgerinnen. Die Aufgabe der Jugendhaus-Arbeit ist deshalb auch die Öffentlichkeit über Angebote, Veranstaltungen und Projekte weitestgehend zu informieren und die Entwicklung des Jugendhauses kundzutun. Auf diesem Wege kann für die Anliegen und Belange der Leutkircher Jugend eine Lobby geschaffen und somit ein eventuelles Verständnis gewonnen werden.


6.1.5    Veranstaltungen, Projekt & Angebote

Zur Umsetzung der Ziele stellt das Jugendhaus einen geeigneten Handlungsrahmen zur Verfügung, der Jugendliche die aktive Verwirklichung und Ausübung von Jugendkultur als Teilziel außerschulischer Jugendbildung ermöglicht. Räume für Musik, Tanz und Kunst, sowie die Möglichkeit der Präsentation von Ergebnissen in Form von Konzerten, Aufführungen und Ausstellungen sind als eigenständige Lernorte für selbstverantwortete Bildungsprozesse junger Menschen zur Verfügung zu stellen. Veranstaltungen in Form von Konzertaufführungen oder Partys finden im Jugendhaus nur einmal im Monat statt und benötigt eine Ausschankgenehmigung, die von der Stadt Leutkirch nach Beantragung kostenfrei ausgestellt wird.

Projekte und Angebote werden an aktuelle Gegebenheiten und jugendrelevanter Themen angepasst und vom Jugendhaus-Team in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen jungen Menschen angeboten, organisiert und durchgeführt.


6.1.6    Schüler-Cafe

Der organisierte Thekenbetrieb für das Schüler-Cafe, mit einem jugendgerechten Angebot und Preisgestaltung, ermöglicht die Grundversorgung mit Getränken und frisch zubereitetem Essen während des Aufenthalts beim Schüler-Cafe im Jugendhaus. Kontinuierliche Präsenz von pädagogischen Mitarbeitern tragen dabei zur Stabilität des allgemeinen Betriebs bei und ist zugleich unterstützend für einen Beziehungsaufbau bei einem niederschwelligen Angebot.


6.1.7    Grundlagenarbeit

Eine wertvolle und sinnvolle Grundlagenarbeit durch die pädagogischen Fachkräfte im Jugendhaus im Sinne von Weiterbildung und Supervision (Praxisberatung), kollegialem Austausch (z.B. Regionaltreffen der offenen und kommunalen Jugendarbeit) wissenschaftlichem Arbeiten und Szeneforschung (Betrachtung der Lebenswelten der Jugendlichen mitsamt der gesellschaftlichen Entwicklung) ist wesentlicher Bestanteil der Arbeit im Jugendhaus.


6.1.8    Jugend- und Kinderbeauftragte

Ein fachlicher Austausch, regelmäßige pädagogische Gespräche bezüglich unterschiedlicher Lebenswelten junger Menschen und die Aktualität zu jugendrelevanten Themen ist von enormer Wichtigkeit für eine gut gelingende Arbeit im Jugendhaus und auch für die Arbeit der Kinder-, Jugend- und Familienbeauftragten der Stadt Leutkirch.


6.2        Angebot & Klientel

Die Angebotspalette des Jugendhauses passte sich inhaltlich den veränderten Bedürfnissen an und entwickelte sich vom normalen Jugendtreff zur umfangreichen Eventlocation und somit zum Anbieter und Ort für lokale Jugendkultur, die unterschiedliche Jugendszenen und -Gruppierungen anspricht.

Durch das Jugendhaus Leutkirch wird in erster Linie eine niederschwellige, problem- und bedürfnisorientierte Freizeitpädagogik und Jugendkulturarbeit geboten. Dabei besteht im Wesentlichen ein breitgefächertes Angebotsspektrum, um möglichst viele Gruppierungen, Jugendgruppen und Jugendliche zu erreichen. Das pädagogische Angebot von Programmen, Projekten und Veranstaltungen zeichnet sich durch die Unverbindlichkeit und die Förderung ehrenamtlicher Arbeit aus. Vielseitigkeit, gemeinsames Tun und ansprechende Aktionen stehen dabei im Vordergrund jeder geplanten Aktion. Das besondere bei dieser Arbeit ist, dass sich das Angebot überwiegend an Jugendliche richtet, die meist Anpassungsschwierigkeiten, Probleme bei Gruppenaktivitäten oder Kommunikationsmangel aufweisen. Dies bedeutet, dass das Jugendhaus Leutkirch für alle Jugendgruppen und Jugendlichen offen ist, junge Menschen mit Anpassungsschwierigkeiten willkommen sind und dabei auch politische und religiöse, sowie ihre Herkunft in den Hintergrund gerückt wird. Dadurch ergibt sich die Chance, dass die jungen Menschen so ernst genommen und angenommen werden können, trotz vorherrschender Problematik und ihre individuellen Bedürfnisse. Damit einhergehend werden natürlich auch die hauptamtlichen Mitarbeiter vom Jugendhaus mit unterschiedlichen Aufgaben, Fragen und Themen konfrontiert und vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Dies führt zwangsweise zu Konflikten, die zum Thema gemacht werden und es somit auch niemals ein konfliktfreies Jugendhaus Leutkirch geben kann.Jugendhaus Logo Kugel


6.3        Realisierung der Ziele

6.3.1    Personelles Angebot

Entscheidende Bedeutung für die Realisierung der Ziele kommt dem personellen Angebot zu. Hier geht es unter anderem darum, in Zeiten schnell wechselnder Anforderungen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, ein kontinuierliches Netzwerk sozialer Unterstützung anzubieten. Dadurch wird die Unübersichtlichkeit und die daraus entstehende Unsicherheit, der sich Jugendliche oft ausgeliefert fühlen, reduziert. In Zeiten instabiler, oftmals oberflächlicher Beziehungen und schnell wechselnder Bezugspersonen ist daher sowohl die Qualifikation, Weiterbildung und Anzahl des pädagogischen Personals Bedingung für den Erfolg Offener Jugendarbeit im Jugendhaus. Aber auch die Orientierung an der Zielgruppe und deren Lebenswelt ist von entscheidender Bedeutung. Um eine neue Sichtweisen zu erhalten und die Qualifizierung zu bewahren bzw. zu erhöhen ist Supervision für die Hauptamtlichen erforderlich.


6.3.2    Sachangebot

Ein gut durchdachtes und ansprechendes Sachangebot unterstützt natürlich die Zielrealisierung. Ohne stimmiges Konzept und gut organisiertem Angebot, wird dies schnell unattraktiv für junge Menschen. Allerdings orientiert sich das Sachangebot auch an den vorherrschenden Räumlichkeiten und wie das Jugendhaus dies präsentiert und gestaltet. Deshalb sollte ein Sachangebot an der pädagogischen Überlegung orientiert sein und daraus resultierend ein Angebot mit idealen Raumvoraussetzung zur Verfügung gestellt werden. Hierbei ist ein gewisses Maß an Flexibilität notwendig, damit sich die jeweilige Besuchergeneration durch eigene Gestaltungsmöglichkeiten mit dem Jugendhaus Leutkirch identifizieren können. Beziehungsweise muss auf die Ideen, Wünsche und Anregungen der Besucher eingegangenen und diese weitgehend umgesetzt werden um die Attraktivität des Jugendhauses aufrecht zu erhalten. Jeder Besuchergeneration muss die Möglichkeit eingeräumt werden sich gestalterisch einzubringen.


6.3.3    Programmangebot

Das Programmangebot ergibt sich zwangsläufig durch die Nutzung des Sachangebots, durch Vorschläge und Wünsche der Besucher und des Aktiven-Rates im Rahmen der Konzeption, aber auch auf Grund der Vorstellungen der hauptamtlichen Mitarbeiter aufgrund gesellschaftlicher Erfordernisse. Die Verwirklichung der Ziele erfolgt auf drei Ebenen, die keine Rangfolge oder Wertigkeit verfolgen.


6.3.3.1        Offener Bereich

Ein Basisangebot im Rahmen der offenen Jugendarbeit ist sicherlich das Cafe des Jugendhauses und die Gewährleistung der Öffnungszeiten für diesen Betrieb indem sich junge Menschen begegnen und aufhalten können. Auch der Außenbereich (Sandterrasse) mit den Zielfunktionen Rekreation (Erholung, Entspannung), Kompensation (Ablenkung, Ausgleich), Kommunikation (Gespräche, Begegnung) und Edukation (Soziales Lernen, Weiterbildung). Somit besteht die Möglichkeit, sich zu bestimmten Zeiten in ungezwungener Atmosphäre zu treffen, ohne an einem bestimmten Programmangebot teilnehmen oder sich verpflichten zu müssen. Hierbei geht es darum, in einem geschützten Rahmen eigene Handlungsräume zu schaffen ohne dass Jugendliche auf bestimmte Art und Weise fremdbestimmt werden und ihre Passivität negative Ausstrahlung erfahren sollte. Weiterhin befinden sich in diesem Bereich auserwählte jugendkulturelle Events und Einzelveranstaltungen wie z.B. Partys und Konzerte. Aber auch Kinoveranstaltungen, wenn sie den aktuellen Gegebenheiten entsprechen, sollen in diesem Rahmen angeboten werden. Die Teilnahme an diesen unterschiedlichen Veranstaltungen ist natürlich gebunden an bestimmten Interessen der jungen Menschen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Angebote ist gekoppelt an den Voraussetzungen und Anforderungen technischer Ausstattung der Räumlichkeiten des Jugendhauses und deren Materialien und Geräten, die für die Durchführung notwendig sind.

Jugendhaus-Logo - II


6.3.3.2        Geschlossener Bereich

In diesem Bereich sind einzelne Programmpunkte und Projekte, meist mit einer begrenzten Teilnehmerzahl, angesiedelt. Dazu zählen zum Beispiel Werkangebote, Vorträge, geschlechtsspezifische Gruppenaktivitäten und weitere zeitgemäß passende Programme und Projekte. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten sind meist an den Interessen der jungen Menschen und an ein bestimmtes Thema gebunden. Als zusätzliche Zielfunktion sind natürlich auch Formen der jugendgerechten Partizipation am aktuellen Geschehen des Gemeinwesens zu initiieren und finden hier auch ihren geeigneten Platz. Zielfunktionen in diesem Angebot vom Jugendhaus Leutkirch, sind Enkulturation (Kreativität, Selbsterfahrung, Jugendkultur), Edukation (Soziales Lernen, Weiterbildung), Kontemplation (Selbstbesinnung, Selbstfindung) und Integration (Sozialorientierung, Gesellschaftsverhalten).


6.3.3.3        Gruppen / Projektarbeit / Organisations-Teams / Arbeitskreise

Auf dieser Ebene gibt es die höchsten Zielansprüche: Integration (Sozialorientierung, Gesellschaftsverhalten), Partizipation (Beteiligung, Mitbestimmung, Engagement, Gemeinschaftsbewusstsein, Sozialverhalten) und Kontemplation (Selbstbesinnung, Selbstfindung). Hauptamtliche Mitarbeiter, Aktivenrat und Besucher des Jugendhauses und eventuell noch in Zukunft entstehende Gruppen, die aus unterschiedlichen Projekten, Angeboten der Partizipation entstehen, gehören dieser Ebene an. Der Aktivenrat hauptsächlich, aber auch junge Menschen in unterschiedlichen Jugendhaus Arbeitskreisen, Teams und Gruppen realisieren und sichern den Jugendhaus-Betrieb. Sie verfolgen gruppeninterne Ziele und tragen somit maßgeblich zur Verbesserung, Aktualität, Umsetzung und Realisierung der Ziele des Jugendhauses bei.


6.3.3.4        Internet

Aus der gesamtgesellschaftlichen Verbreitung der Technologie “Internet” und damit zusammenhängend die sozialen Medien resultiert für Jugendliche sozusagen ein “Zwang”, sich auf diesem Gebiet gewisse Kompetenzen anzueignen und auch am aktuellen Leben der Freunde und Bekannten auf diese Art und Weise teilzuhaben. Dies bedeutet, dass bei einer „Nichtinanspruchnahme“ die Chancen und Zugangsmöglichkeiten zu einer Vielzahl gesellschaftlicher Bereiche vermindert werden. Demzufolge ist ein entsprechendes Angebot im Jugendhaus Leutkirch als Ergänzung zu dem bereits bestehenden Angeboten und anderen Bildungseinrichtungen sinnvoll und notwendig. Hier werden vor allem die Zielfunktionen Edukation, Kommunikation, aber auch Partizipation und Kompensation erfüllt.


6.3.4    Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten des Jugendhauses in Leutkirch sind abhängig vom Personal (Anzahl der Hauptamtlichen), dem jeweiligen Angebot und den Bedürfnissen der Zielgruppe. Angebote finden in der Regel bevorzugt in der Freizeit der Zielgruppe statt, bevorzugt zu Zeiten, in denen das Angebot nicht mit dem andern Anbieter nicht-kommerzieller jugendkultureller Angebote kollidiert. Während der Sommerferien bleibt die Einrichtung aus pädagogischen und organisatorischen Gründen geschlossen. In den übrigen Zeiten finden oftmals Renovierungs- und Wartungsarbeiten statt.


6.3.5    Zusammenarbeit

In der Regel geschieht die Realisierung des Angebots durch die hauptamtlichen Mitarbeiter des Jugendhauses, aber auch zum Teil durch den Aktiven-Rat. Kann aber natürlich auch in Kooperation mit anderen und durch andere Jugendkulturanbieter (z.B. Vereine, Schulen, Organisationen und Kooperationspartner) erfolgen. Interne Veranstaltung haben natürlich Vorrang, doch dies liegt in der Verantwortung der hauptamtlichen Mitarbeiter des Jugendhauses und letztendlich beim Träger bzw. dessen Vertreter der Stadtverwaltung.


7.  Das Ehrenamt

7.1        Bedeutung & Stellenwert im Jugendhaus

Bezüglich der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen und der Jugendbeteiligung nimmt das ehrenamtliche Engagement eine wichtige Rolle in der Gestaltung des Jugendhaus-Alltags ein. Der Weg zum Ehrenamt beinhaltet zunächst die Partizipation der jungen Besucher/innen bei Aktivitäten des Jugendhauses. Die Jugendlichen werden so stark wie möglich in Planung, Organisation und Durchführung von Angeboten und Projekten mit eingebunden. So haben sie die Chance, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen und selbst Verantwortung zu übernehmen. Jugendliche, die sich gerne auf Dauer im Jugendhaus engagieren möchten, haben die Möglichkeit, sich für das Gremium Aktiven-Rat zu bewerben. Die Kriterien für die Aufnahme sind die Motivation und die Bereitschaft sich aktiv in die Aktivitäten einzubringen, Verantwortung zu übernehmen, neue Kenntnisse pädagogischen Handelns zu erwerben und die Einhaltung von Richtlinien und Regel des Jugendhauses.

Das Jugendhaus Leutkirch hat sich über die Jahre entsprechend den geänderten Jugendbedürfnissen mitsamt den jugendlichen Anforderungen vom Treffpunkt einer Jugendszene zum vielseitigen und umfassenden Programmangebot mit unterschiedlichen Inhalten und Zielen entwickelt und angepasst. Um aber auch diesen Bedürfnissen und Interessen gerecht werden zu können, ist die Initiierung des Ehrenamtes in Form des Gremiums „Aktiven-Rat“ (siehe Konzeption Aktiven-Rat) unumgänglich, förderlich und notwendig, denn dieses beschlussfassende Gremium, welches maßgeblich an der Entwicklung des Jugendhauses beteiligt ist, repräsentiert das Jugendhaus nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch gegenüber dem BesucherInnen innerhalb des Jugendhauses. Der Aktiven-Rat besteht aus jungen Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, Schularten und Gruppierungen. Dementsprechend haben sie auch unterschiedliche Beweggründe für diese ehrenamtliche Arbeit im Jugendhaus Leutkirch.

Um das ehrenamtliche Engagement aufrecht zu erhalten ist eine entsprechende Würdigung und eine genügende Anerkennung dringend notwendig um von den jungen Menschen eine motivierte und tatkräftige Arbeit über einen bestimmten Zeitraum zu erhalten. Schließlich ist dabei zu bedenken, dass diese jungen Menschen ihre Freizeit dafür opfern um einen erweiterten Beitrag am sozialen und gesellschaftlichen Leben zu leisten. Deshalb muss immer wieder Anerkennung für freiwilliges Engagement geleistet werden durch Feste, Urkunden, öffentliche Belobigungen und kleine Geschenke. Freiwillige freuen sich auch darüber, aber für eine umfassende Anerkennung ist natürlich mehr nötig. Jugendliche als Individuen und Gesellschaftsmitglieder müssen deshalb zusätzliche Anerkennung in unterschiedlichen Formen erhalten. Drei Formen sind dabei von entscheidender Wichtigkeit :

  • Anerkennung des Jugendlichen durch positive vertrauensvolle Beziehungen,
  • demokratische Rechte und
  • Solidarität, die Jugendliche erfahren in gesellschaftlicher Unterstützung und Akzeptanz für ihre spezifischen kulturellen Lebensweisen.


7.2        Das Ehrenamt im Jugendhaus

Das Ehrenamt in der offenen Jugendarbeit


7.3        Organe des Jugendhauses

Um Besucher und Aktiven-Rat des Jugendhauses über aktuelle Vorkommnisse zu informieren und entsprechende Vorfälle zu berichten, wurden zwei wichtige Organe wie die „Öffentliche Sitzung“ und die „Aktiven-Rat-Sitzung“ im Jugendhaus initiiert um einen gegenseitigen Informationsfluss aufrecht zu erhalten. Auch lässt dies Spielraum für Diskussionen, Anregungen und jugendrelevante Themen um Jugendliche einzubeziehen.

Bei Aktiven-Rat-Sitzungen wird zwischen den hauptamtlichen Mitarbeitern und den Mitgliedern des Aktiven-Rats der laufende Jugendhaus-Betrieb abgestimmt und Art und Umfang des Veranstaltungsprogramms und der Angebote festgelegt. Auch dient die Aktiven-Rat-Sitzung für einen regelmäßigen Informations-Austausch um bestimmte Themenbereiche aber auch vorherrschende Probleme zu behandeln und zu diskutieren.

Die in der Aktiven-Rat-Sitzung entstehenden Beschlüsse werden bei der „Öffentlichen Sitzung“ bekannt gegeben. Welche Inhalte bei einer Aktiven-Rat-Sitzung behandelt werden, bestimmen sowohl die hauptamtlichen Mitarbeiter/Innen als auch der Aktiven-Rat, denn dieses beschlussfähige Gremium kann auch, nach Absprache mit den hauptamtlichen Mitarbeitern, Entscheidungen selbständig treffen.


8.  Literatur

Damm, Diethelm: Zur Didaktik Offener Jugendarbeit

Opaschowski, Horst W.: Pädagogik der Freizeit; Bad Heilbrunn

Opaschowski, Horst W.: Einführung in die Freizeitwissenschaft, Wiesbaden

Leutkirch, den 04. August 2020

Dietmar Müller

Jugendhausleiter

(Staatl. anerkannter Diplom-Sozialpädagoge / Diplom-Sozialarbeiter FH)